Preisverleihung am 28. Oktober 2010
Die Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V. zeichnete zum dritten Mal Forschungsarbeiten zur jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern und zum Holocaust. Ein besonderes Anliegen ist dabei die Förderung der forschenden Jugend.
Die Preisverleihung fand am 28. Oktober 2010 im Rahmen eines Festakts im Kaisersaal der Residenz München statt.
Nach gewissenhafter Prüfung der zahlreichen Bewerbungen war die Jury einstimmig zu dem Schluss gekommen,
in diesem Jahr Arbeiten von zwei Schulen auszuzeichnen:
Maria-Ward-Realschule Bamberg
Projekt „Aufarbeitung und Veröffentlichung des Tagesbuchs der Erika Löbl“
Das Wahlfach Politik und Zeitgeschichte der Maria-Ward-Realschule Bamberg hat sich mit der Aufarbeitung und Veröffentlichung des Tagesbuchs von Erika Löbl, einer ehemaligen Mitschülerin jüdischer Herkunft, befasst und so das Schicksal der Erika Löbl auch für nachfolgende Generationen dokumentiert und zugänglich gemacht. Die Schüler zeigen dabei sehr anschaulich die einzelnen Lebensabschnitte Erikas auf, indem sie z.B. einen Lehrplan zur Zeit Erika Löbls recherchiert und die Geschehnisse in Erikas Leben den parallel stattfindenden politischen Ereignissen gegenübergestellt haben. Anhand der Recherchen erstellten die Schüler dann im jüdischen Lehrhaus in Bamberg eine Ausstellung zu Erika Löbls Leben. Des Weiteren haben die Schüler den Zug der Erinnerung nach Bamberg geholt sowie einen Stolperstein für die Großmutter von Erika Löbl in Bamberg verlegen lassen. Das Geld für beide Aktionen haben die Schüler selbst erwirtschaftet.
Grundschule St. Martin in Mallersdorf-Pfaffenberg
Projekt „Warum gibt es in Steinrain einen jüdischen Friedhof“
Das Projekt der 4. Klasse der Grundschule St. Martin „Warum gibt es in Steinrain einen jüdischen Friedhof“ beschäftigt sich mit der Geschichte und den Hintergründen des Entstehens des jüdischen Friedhofs in Steinrain. Neben den bereits bekannten historischen Fakten zum Friedhof, auf dem 1945 Opfer der Todesmärsche bestattet wurden, sprechen die Kinder mit einem Zeitzeugen, der ihnen u. a. Dokumente und Aufzeichnungen eines Überlebenden übergibt. Die Bewerbung wird vor allem deshalb ausgezeichnet, weil sich die erst 10-jährigen Kinder für ihr Alter auf sehr intensive und greifbare Weise mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandersetzten und das Wissen um diese Verbrechen durch ihr Projekt sowohl in die Familien als auch an die breite Öffentlichkeit in ihrer Region weitergetragen wurde.
Des Weiteren hat die Jury in diesem Jahr wieder einen Simon-Snopkowski-Ehrenpreis vergeben.
Der Filmregisseur Dr. Michael Verhoeven wurde in Würdigung seiner unverwechselbaren, künstlerischen Erinnerungsarbeit gegen das Verdrängen und Vergessen von NS-Diktatur und Holocaust ausgezeichnet.