Migration im Jiddischen Kino

Vortrag mit Filmausschnitten Mi., 21.11., 19:00 Black Box, Gasteig

Referentin: Catherine Michel, Medienwissenschaftlerin
Die Migration im jiddischen Kino steht im Mittelpunkt eines Vortragsabends der Medienwissenschaftlerin Catherine Michel, illustriert durch eine Vielzahl filmischer Ausschnitte aus Klassikern des Jiddischen Kinos, wie „A Brifele der Mamen „, „Motl der Opreyter „, „Onkel Moses „, „Yiddl mitn Fidl „, u.v.m.

Das Jiddische Kino ist ein wichtiges Zeugnis der Geschichte der osteuropäischen Juden, denn die meisten das Korpus dieses Kinos konstituierenden Filme sind der großen Migration von Ost nach West gewidmet, die die jiddischsprachige Bevölkerung ca. zwischen 1880 und 1925 unmittelbar oder mittelbar selbst erlebt hat: Wird in dem einen Film die Emigration nach Amerika vorbereitet, ist im anderen die Atlantiküberfahrt selbst ins Bild gesetzt, und wieder ein anderer zeigt, wie Daheimgebliebene sehnlichst erwartete Briefe von bereits Ausgewanderten erhalten, denen Geld, vielleicht auch Schiffskarten beigefügt sind, damit auch sie die Reise antreten können. Doch im Jiddische Kino steht nicht der Vorgang der Migration im Vordergrund. Diese bildet vielmehr den Hintergrund, um die damit verbundenen Folgen und Konsequenzen zu thematisieren. Denn Migration in den Westen, insbesondere in die USA, versprach für die osteuropäischen Juden zwar eine Verbesserung ihrer Lebenschancen, zog aber auch die Problematik der Anpassung an eine fremde Sprache und Kultur mit sich, Heimweh, manchmal sogar Scheitern. Entsprechend eng wird im Jiddischen Kino Migration mit dem Topos des sozialen Aufstiegs und der Auseinandersetzung mit Assimilation und eigener Identität verwoben.

Anhand zahlreicher Filmbeispiele vermittelt Michels Vortrag einen Einblick in die in jiddischen Filmen inszenierten Migrationen, deren Motive und Konsequenzen sowie in den soziohistorischen Kontext ihrer Entstehungszeit.

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